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An anthology of German literature Part 28

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Wie konnt' uns wohler werden je?

Nun h.o.r.e, was ich sagen will: Einst fand man edle Ritter viel 935 Bei schonen, werten Frauen.

Heut kann man sie nur schauen, Wo unerschopflich fliesst der Wein.

Und nichts macht ihnen Muh' und Pein Vom Abend bis zum Morgen, 940 Als nur das eine Sorgen, Wenn nun der Wein zur Neige geht, Ob sie der Wirt auch wohl berat Und neuen schafft von gleicher Gute.

Da suchen Kraft sie dem Gemute. 945 Ihr Minnesang heisst ungefahr: Reich, Schenkin, schnell den Becher her!

Komm, susses Madchen, full' den Krug, 's gibt Narr'n und Affen noch genug.

Die, statt zu trinken, ihren Leib 950 Elend verharmen um ein Weib.

Wer lugen kann, der ist ein Held, Betrug ist, was bei Hof gefallt, Und wer nur brav verleumden kann, Der gilt als rechter hof'scher Mann. 955 Der Tuchtigste ist allerorten, Wer schimpft mit den gemeinsten Worten.

Wer so altmodisch lebt wie ihr, Der wird bei uns, das glaubet mir, In Acht und schweren Bann getan. 960 Und jedes Weib und jeder Mann Liebt ihn nicht mehr noch minder Als Henkersknecht und Schinder.

Und Acht und Bann ist Kinderspott."[3]

Der Alte sprach: "Erbarm' sich Gott! 965 Ihm klag' ich taglich neu das Leid, Da.s.s sich das Unrecht macht so breit.

Dahin ist der Turniere Pracht, Dafur hat Neues man erdacht.

Einst rief man kampfesfreudig so: 970 Frisch auf, Herr Ritter, frisch und froh!

Jetzt aber schallt's an allen Tagen: Hussa, Herr Ritter, auf zum Jagen, Stich hier und schlag' zu Tode den, Und blende, wer zu gut kann sehn. 975 Dem dort hau' frisch nur ab das Bein, Den la.s.s der Hande ledig sein.

La.s.s den am nachsten Baume hangen, Doch jenen Reichen nimm gefangen, Er zahlt uns gerne hundert Pfund." 980 "Mir sind die Sitten alle kund, Mein Vater, und ich konnte eben Von diesem neuen Brauch und Leben Noch viel erzahlen, doch heut nicht mehr; Ich ritt den ganzen Tag umher, 985 Und mich verlangt nach Ruhe nun."

[Notes: 1: A sham battle between two troops of mounted knights.

2: That is, Duke Ernst; see above, No. xvii.

3: That is: We pay no attention to the decrees of the courts.]

_Lines 1700-1790: Helmbrecht's sad end._

Wohin er kam bei seinem Wandern, 1700 Da zeigt' ein Bauer ihn dem andern Und schrie ihn an und seinen Knecht: "Haha! Du dieb'scher Schuft, Helmbrecht, Warst du ein Bauer noch wie ich, Man fuhrte nicht als Blinden[4] dich." 1705 Ein Jahr lang litt er solche Not, Bis durch den Strang er fand den Tod.

Ich sag' euch nun, wie das geschah.

Ein Bauer ihn von weitem sah, Als eines Tags er durch den Wald 1710 Hinstrich um seinen Unterhalt.

Der Bauer spaltete mit andern Sich Holz; da sah er Helmbrecht wandern, Der eine Kuh ihm einst genommen, Die sieben Bander[5] schon bekommen. 1715 Gleich sprach er zu den lieben Freunden, Da.s.s sie zur Rachetat sich einten.

"Wahrhaftig," fiel gleich einer ein, "In Stucke reiss' ich ihn so klein, Wie Staubchen in dem Sonnenlicht, 1720 Nimmt ihn vorweg ein andrer nicht.

Denn mir und meinem Weibe Zog er hinweg vom Leibe Das letzte Kleid, das unser war; Drum ist er mein mit Haut und Haar." 1725 Ein dritter, der dabei stand sagte: "Und wenn er aus sich drei auch machte, Ich wollt' ihn toten doch allein.

Der Schuft schlug Schloss und Turen ein Und nahm aus Kuch' und Keller frech 1730 Mir auch den letzten Vorrat weg."

Dem vierten, der das Holz zerhieb, Vor Wut kaum noch die Sprache blieb: "Ich reisse gleich den Kopf ihm ab Und denke, da.s.s ich Ursach' hab'. 1735 Mein Kind in einen Sack er stiess, Dieweil's noch schlummerte so suss.

Mitsamt den Betten stopft' er's ein, In dunkler Nacht blieb ich allein.

Und als es schrie vor Schmerz und Weh, 1740 Da schleudert' er's in kalten Schnee.

Da war' es elend umgekommen, Hatt' ich's nicht schnell ins Haus genommen."

Der funfte sprach: "Ja, meiner Treu,'

Wie ich mich seines Hierseins freu'! 1745 Wie soll mein Herz sich heute weiden An seinen Qualen, seinen Leiden!

Er tat Gewalt an meinem Kind; Und war' er dreimal noch so blind, Ich hangt' ihn an den nachsten Baum. 1750 Ich selber rettete mich kaum Aus seinen Handen, nackt und bloss.

Ja, war' er wie ein Haus so gross, Es wird an ihm noch heut gerochen, Nun er sich hierher hat verkrochen 1755 In diesen tiefen, dichten Wald."

"Nur naher, kommt doch naher bald!"

So riefen sie, und bald ergoss Sich auf Helmbrecht der ganze Tross.

Indes die Schlage auf ihn sausten, 1760 Hohnworte ihm im Ohre brausten: "Helmbrecht, die Haube[6] nimm in Acht!"

Was Henkershand noch nicht vollbracht An diesem Werk voll Schmuck und Zier, Das war gar bald getan allhier. 1765 Ein grauses Bild: auch nicht ein Stuck, Breit wie ein Pfennig, blieb zuruck.

Die Sittiche und Lerchen schon, Wie lebende fast anzusehn, Die Sperber und die Turteltauben, 1770 Und was genaht sonst auf die Hauben, Das lag zerstreut nun allerorten.

Hier trieben Lockenbuschel, dorten Das Seidenzeug und blondes Haar.

War' sonst keins meiner Worte wahr, 1775 Ihr konntet mir doch glauben, Was ich erzahle von der Hauben.

Wie jammerlich sie ward zerrissen!

Wollt ihr von einem Kahlkopf wissen?

Kein kahlerer ward je gesehn. 1780 Sein Lockenhaar, so blond und schon, Das lag verachtet und zerstreut Rings auf der Erde weit und breit.

Das k.u.mmerte die Bauern nicht, Sie liessen noch den armen Wicht 1785 Die Beichte sprechen; gleich zur Stund Schob einer Helmbrecht in den Mund Ein Brockchen Erd'[7] zu Schutz und Hut Vor Hollenfeuers heisser Glut.

Dann hangten sie ihn an den Baum. 1790

[Notes: 4: Helmbrecht has had his eyes put out by a magistrate.

5: Of the 'bands' or 'rings' on the cow's horns. She was seven years old.

6: At the beginning of the poem Helmbrecht's elaborately embroidered hood is described at length.

7: This is not to be understood as a mockery of religion. A dying person might be shrived by a layman if no priest was at hand, a bit of earth or gra.s.s being subst.i.tuted for the holy host.]

+x.x.x. THOMASIN OF ZIRCLAERE+

A North-Italian cleric--Zirclaere was a village in the old duchy of Friuli--who wrote a rimed treatise on manners, morals, education, etc.

He wrote first in _Walsch_, _i.e._ Italian, or more probably French, and then in German. His German t.i.tle, _Der walsche Gast_, was a bid for the hospitable reception of the foreigner's book in Germany. And it was well received, there being evidence that it was widely read for two centuries. The poem consists of 14,752 verses in ten books and was written in 1215. There is no poetry in it, but it is interesting as a specimen of medieval didacticism.

_From the 'French Guest,' Book 3: Life's compensations; riches and poverty._

Der Bauer mochte werden Knecht, Dunkt ihm einmal das Leben schlecht; Der Knecht, der ware gern ein Bauer, Dunkt ihm einmal das Leben sauer.

Der Pfaffe mochte Ritter wesen, 5 Langweilt es ihm, sein Buch zu lesen; Sehr gern der Ritter Pfaffe war', Wenn er den Sattel raumt dem Speer.

Der Kaufmann, kommt er in die Not, Sagt: "Weh und ach, o war' ich tot! 10 Mir ist ein elend Los gegeben.

Der Werkmann hat ein gutes Leben; Er bleibt zu Hause, sel'ger Mann, Da ich, der ich nicht werken kann, Muss fahren immer hin und her 15 Und leiden Muhsal hart und schwer."

Der Werkmann sagt: "Wie wonniglich Lebt doch der Kaufmann! Wahrend ich Mich nachts mit harter Arbeit plag', Schlaft ja der Kaufmann, wenn er mag." 20 Was diesem lieb, ist jenem leid; Das macht die Unbestandigkeit.

Wollte ziehen der Hund am Wagen, Und der Ochse Hasen jagen, Es deuchte uns doch wunderlich. 25 Noch schlimmer aber reimt es sich, Bei diesem oder jenem Leiden Den Stand des andern zu beneiden, Der Knecht den Bauer und umgekehrt; Das ist ja beiderseits verkehrt. 30 Wird Pfaffe Ritter, Ritter Pfaffe, So handelt jeder wie der Affe, Der, sorglos ob es ihm sei recht, Ein jedes Amt bekleiden mocht'.

Die Sach' ist truglich ganz und gar; 35 Ich sage euch, und es ist wahr: Das seine wurde keiner geben, Kannt' er nur des andern Leben.

Des Armen Muhen und des Reichen, Die beiden sich vollstandig gleichen. 40 Wer hat Verstand, der deutlich sieht, Da.s.s Armut nicht den kurzern zieht.

Dem Armen weh die Armut tut, Der Reiche qualt sich um sein Gut.

Ist man mir schuldig, tut's mir leid, 45 Da.s.s keine Barschaft steht bereit; Bin ich der Schuldige, leid' ich Qualen, Weil ich nichts habe zu bezahlen.

Man sieht ja, zwischen arm und reich Ist alles abgewogen gleich. 50 Der arme Mann sehnt sich nach Gut, Der reiche Mann bedarf der Hut.

Gut wunschen ist des Armen Plage, Und wer es hat, kommt in die Lage, Da.s.s er um Hilfe bitten muss; 55 Auf gleicher Stufe geht ihr Fuss.

Der Arme plagt sich nach dem Gute, Dem Reichen ist es schlecht zu Mute, Weil er noch ungesattigt bleibt; Besitz die Sorgen nie vertreibt. 60 Wer hat genug und mehr noch will, Dem hilft sein Gut genau so viel, Als Rauch den Augen nutzlich ist; Das ist nun wahr zu jeder Frist.

Der ist sehr arm bei grossem Gut, 65 Der mehr begehrt in seinem Mut.

Der hat an kleinen Dingen viel, Der hat genug und nichts mehr will.

Hat jemand einen reichen Mut, Er ist nicht arm bei kleinem Gut. 70 Wem nicht genuget, was er hat, Fur dessen Armut ist kein Rat: Des bosen Mannes kargem Mut Genugt ja nicht das grosste Gut.

Der Geiz'ge hatte stets die Fulle, 75 Ware nur nicht sein boser Wille.

Wer nicht mit wenigem kann leben, Muss seinen Leib zu eigen geben.

Der brave Mann weiss stets Bescheid In Reichtum und in Durftigkeit. 80

Wir wenden mehr der Muh' und List An das, was uns nicht notig ist, Als an das Notige sogar: Ist doch die Art sehr wunderbar.

Man la.s.st zu Hause Kind und Weib 85 Und plagt mit Arbeit seinen Leib, Und der Gewinn ist manchmal klein; Es wurd' also viel besser sein, Wenn man mit nur geringer Muh'

Nach Tugend wurbe; so gedieh' 90 Uns Reichtum und ein grosses Gut (Ich meine in dem reichen Mut).

Man gibt sehr oft den eignen Leib, Freiheit, Seele, Kind und Weib Um weniges, und wenn zur Stund' 95 Wir's kaufen sollten fur ein Pfund, Wir liessen es ganz unberuhrt.

Der tor'chte Mensch zu Markte fuhrt Sein eignes Selbst und weiss nicht wie, Um lauter Sorge, Reu' und Muh', 100 Mit seinem Selbst kauft er was ein, Und meint, das Ding nun ware sein; Doch mit der Zeit wird er belehrt, Da.s.s er vielmehr dem Ding gehort.

Er ware sein, war' nicht sein Gut; 105 Derma.s.sen hat er seinen Mut, Und seinen Sinn dem Gut gegeben Und muss als ein Leibeigner leben.

Der, der verkauft den freien Mut, Erhalt niemals ein gleiches Gut. 110 Wem sein Reichtum laufet vor, Der folget nach ihm wie ein Tor.

Wer mit dem Gute unrecht tut, Der unterwirft ihm seinen Mut, Und wer es nicht beherrschen kann, 115 Der ist des Pfennigs Dienstemann.

Jetzt von der Unbestandigkeit: Von grosser Lieb' kommt grosses Leid.

Was man erwirbt mit grosser Not, Man la.s.st es doch zuruck im Tod. 120 Der Reichtum macht niemand gesund, Der ruft ihn in der Krankheit Stund'.

Wer da ihn liebt mit grossem Neid, Verla.s.st ihn auch mit grossem Leid; Und wie er sich mag wenden, 125 Es muss mit ihm doch enden.

Und Leid von Lieb' entstehen mag, Sogar auch vor dem Todestag: Feind, Feuer, Spiel und Tod und Diebe, Die konnen machen Leid aus Liebe. 130 Drum mein' ich, da.s.s der Reiche tut Das beste, wenn er gibt sein Gut Um ein viel besseres, das heisst, Um Gottes Huld, die allermeist Eintraglich ist und ihm gewahrt 135 Den Reichtum, der sich ewig mehrt, Den kauft des Armen reiner Mut; Drum haben sie ein gleiches Gut.

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