An anthology of German literature - LightNovelsOnl.com
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Der Ohm hiess sie von dannen tragen, 415 Und auch die Frauen sandt' er fort.
Die grussten erst mit freud'gem Wort Den Herren nach der langen Reise; Dann fuhrt sie aus dem Zelte leise Der gute Ohm, der Parzival 420 Seinem holden Weib befahl.
Noch war es fruh; drum liessen wieder Die Kamm'rer rings die Zeltwand nieder.
Hat ihn einst Blut und Schnee[6] verzuckt, Im Liebesweh sich selbst entruckt, 425 Dafur--es war auf dieser Flur-- Gab ihm Ersatz Kondwiramur, Die rot wie Blut und weiss wie Schnee.
An keinem Ort sonst nahm er je Minnetrost fur Minnenot, 430 Den manches Weib ihm liebend bot.
[Notes: 5: The speaker is the wise old hermit Trevrizent, who has cleared up for Parzival the mystery of the Grail and led him to inward peace.
6: In Book 6 it is related that Parzival, riding away from the castle of the Grail, comes upon three drops of blood in the snow--the blood of a wild goose that had been attacked by a falcon. The red and white remind him of Kondwiramur and he sinks into a moody trance.]
+XXV. GOTTFRIED VON STRa.s.sBURG+
Pre-eminent as a graceful and cunning psychologist of sensual pa.s.sion.
His great work--all that we have from him except some lyric poems--is the love-intoxicated romance of Tristan and Isold, which he began early in the 13th century and did not live to complete. For this his princ.i.p.al source was the French trouvere, Thomas of Brittany, who composed his _Tristan_ in England about 1180. Of this French poem only a few fragments are extant. The original Tristan-saga contained elements of revolting savagery, but in Gottfried's poem, as in the fragments of Thomas, it is transformed into a courtly romance of love--an illicit love that defies conscience and the world and remains faithful unto death. The selections are from the translation by W. Hertz, 4th edition, Stuttgart, 1904.
_From 'Tristan,' Book I, lines 119-242: The goodness of love and love-stories._
Ich weiss es sicher wie den Tod Und hab's erkannt in eigner Not: 120 Wer minnt mit edlem Sinne, Liebt Maren von der Minne.
Drum wer nach solchen tragt Begier, Der hat nicht weiter als zu mir.
Ich kund' ihm susse Schmerzen 125 Von zweien edlen Herzen, Die Liebe trugen echt und wahr, Ein sehnend junges Menschenpaar, Ein Mann, ein Weib, ein Weib, ein Mann, Tristan Isold, Isold Tristan. 130 Treu, wie ich las die Kunde Von ihrem Liebesbunde, So leg' ich sie mit willigem Sinn Allen edlen Herzen hin, Da.s.s sie durch Kurzweil dran genesen; 135 Das ist sehr gut fur sie zu lesen.
Gut? fraget ihr. Ja, innig gut, Macht lieb die Liebe, rein den Mut, Stahlt die Treue, ziert das Leben; Wohl kann's dem Leben Zierden geben. 140 Denn wo man h.o.r.et oder liest, Wie Herz sich treu zum Herzen schliesst, Da lernen die Getreuen Sich recht der Treue freuen.
Liebe, Treue, steter Mut, 145 Ehre und manch andres Gut Stehn nirgends so dem Herzen nah, Sind nirgends ihm so lieb wie da, Wo man von Herzeliebe sagt Und Herzeleid von Liebe klagt. 150 Lieb' ist selig allezeit, Ein Ringen so voll Seligkeit, Da.s.s ohne ihre Lehre Nicht Tugend ist noch Ehre.
Da Liebe so das Leben weiht, 155 Da so viel Tugend sie verleiht, Ach, da.s.s nicht alles, was da lebt, Nach rechter Herzensliebe strebt; Da.s.s ich so wenig finde deren, Die lautres herzliches Begehren 160 Um Freundes willen mogen leiden, Nur um den armen Schmerz zu meiden, Der bei der Lieb' zu mancher Stund'
Verborgen liegt im Herzensgrund.
Wie litte nicht ein edler Mut 165 _Ein_ Weh fur tausendfaches Gut, Fur grosse Freude kleinen Gram?
Wem niemals Leid von Liebe kam, Dem kam auch l.u.s.t von Liebe nie: l.u.s.t und Leid, wann liessen die 170 Im Lieben je sich scheiden?
Man muss mit diesen beiden Lob und Ehre sich erwerben Oder ohne sie verderben.
Von denen diese Mare kundet, 175 Hatten sie nicht treu verbundet Um Herzenswonne sehnend Klagen In einem Herzen einst getragen, Es war' ihr Name im Gedicht So manchem edlen Herzen nicht 180 Zum Heil und lieben Trost gekommen.
Nun wird noch heute gern vernommen Und ruhrt noch immer suss aufs neue Ihre innigliche Treue, Ihr Gluck und Jammer, Wonn' und Not. 185 Und liegen sie auch lange tot, Ihr susser Name lebt uns doch; Auch soll der Welt zu gute noch Lang ihr Tod und ewig leben, Den Treubegier'gen Treue geben, 190 Den Ehrbegier'gen Ehre.
Die ewig neue Mare Von ihrer Treue Lauterkeit, Von ihrer Herzen l.u.s.t und Leid, Ist aller edlen Herzen Brot: 195 So lebt in uns ihr beider Tod.
Wer nun begehrt, da.s.s man ihm sage Ihr Leben, Sterben, Freud' und Klage, Der neige Herz und Ohren her: Er findet alles sein Begehr. 200
_From 'Tristan,' Book 16, lines 11711-11844: The fateful love-potion._[1]
Doch als die Jungfrau und der Mann, Als nun Isolde und Tristan Den Trank getrunken, was geschah?
Gleich war der Welt Unruhe da, Minne, die Herzensjagerin, 11715 Und schlich zu ihren Herzen hin.
Sie liess, eh' beide sich's versehn, Ihr Siegspanier daruber wehn Und unterwarf sie mit Gewalt.
Eins und einig wurden bald, 11720 Die zwei gewesen und entzweit.
Nun hatten sie nach langem Streit In raschem Frieden sich gefunden.
Der Ha.s.s[2] Isoldens war entschwunden: Minne, die Versohnerin, 11725 Die hatte ihrer beider Sinn Von Ha.s.se so gereinigt, In Liebe so vereinigt, Da.s.s eins dem andern h.e.l.l und klar Und lauter wie ein Spiegel war. 11730 Sie hatten nur ein einz'ges Herz: Isoldens Leid war Tristans Schmerz, Und Tristans Schmerz Isoldens Leid.
Sie einten sich fur alle Zeit In Freude und in Leide 11735 Und hehlten sich's doch beide.
Das tat die Scham, da.s.s sie nichts sagten, Der Zweifel tat's, da.s.s sie verzagten, Sie an ihm und er an ihr.
Und riss auch ihre Herzensgier 11740 Nach Einem Ziel sie blindlings fort, Sie bangten vor dem ersten Wort.
Drum blieb in Scheu' und Sorgen Ihr Sehnen noch verborgen.
Als Tristan fuhlt der Minne Bann, 11745 Da rief er Treu' und Ehre an, Und diese beiden mahnten ihn, Vor ihrer Lockung zu entfliehn.
Nein, dacht' er fort und fort bei sich, Sei standhaft, Tristan, hute dich! 11750 La.s.s ab und schlag dir's aus dem Sinn.
Doch drangte stets sein Herz dahin.
Mit seinem Willen kampft' er schwer, Begehrte wider sein Begehr: Es zog ihn ab, es zog ihn an. 11755 So wand sich der gefang'ne Mann Und suchte, aus den Schlingen Sich muhsam loszuringen, Und hielt sich tapfer lange Zeit.
Es ging dabei ein zwiefach Leid 11760 Seinem treuen Herzen nah: Wenn er in ihre Augen sah, Und ihm die susse Minne Verzehrte Herz und Sinne Mit ihrem holden Angesicht, 11765 So dacht' er an der Ehre Pflicht, Und die entriss ihn ihrem Bann.
Gleich griff ihn Minne wieder an, Seine Erbekonigin, Und trieb ihn wieder zu ihr hin. 11770 Bedrangt ihn Ehr' und Treue schwer, Minne bedrangt ihn doch noch mehr; Sie tat ihm mehr zu leide Als Treu' und Ehre beide.
Schaute sein Herz sie lachend an, 11775 So blickte weg der treue Mann; Doch sollt' er sie nicht sehen, Wollt' ihm das Herz vergehen.
Oft, wie Gefang'ne sinnen, Oft sann er zu entrinnen, 11780 Und dachte: Sieh nach andern, La.s.s dein Begehren wandern Und liebe, was sich lieben la.s.st!
Da hielt ihn stets die Schlinge fest.
Oft pruft' er sorgsam Herz und Sinn, 11785 Als spurt' er eine Wandlung drin; Doch fand er nur darinne Isolden und die Minne.
Nicht anders war es mit Isot.
Sie kampfte mit derselben Not, 11790 Auch ihr war angst und weh zu Mut.
Kaum fuhlt sie in der weichen Flut Der zauberischen Minne Versinken ihre Sinne, Da--in jahem Schreck und Graus 11795 Spahte sie nach Rettung aus Und wollte schnell auf und davon; Jedoch verloren war sie schon Und haltlos sank sie nieder.
Sie straubte sich dawider, 11800 Suchte nach allen Enden Mit Fussen und mit Handen Und wandte sich bald hin, bald her; Doch so versenkte sie nur mehr Die Hande und die Fusse 11805 Tief in die blinde Susse Des Mannes und der Minne.
Wie die gefang'nen Sinne Sich mochten drehn und regen, Auf allen ihren Wegen, 11810 Auf jedem Schritt, auf jedem Tritt, Ging Minne, ihre Herrin mit, Und alles, was sie dacht' und sann, War Minne nur und nur Tristan.
Doch all das blieb verschwiegen; 11815 Entzweit in stetem Kriegen War hier das Herz, die Augen dort, Scham trieb die Augen von ihm fort; Doch Minne bracht' ihr Herz ihm dar.
Und diese widerspenst'ge Schar, 11820 Scham und Minne, Mann und Magd, Die war teils mutig, teils verzagt: Die Magd begehrte nach dem Mann Und sah ihn nicht mit Augen an; Die Scham, die wollte Minne, 11825 Doch ward es niemand inne.
Was mocht' es helfen? Scham und Magd Kommt leicht zu Falle, wie man sagt; Sie haben gar ein kurzes Leben Und konnen nicht lang widerstreben. 11830 Isot auch unterwarf sich bald, Und sieglos weichend der Gewalt Ergab sie Leib und Sinne Dem Manne und der Minne.
[Notes: 1: Tristan, a young embodiment of all knightly virtues, has been sent to Ireland to win the hand of the peerless Isold for his old uncle Marke, King of Cornwall. He succeeds in his mission. On the voyage to Cornwall, however, it befalls by accident that he partakes with Isold of a philter prepared by her mother and intended for her and King Marke.
2: Tristan had slain Morold, a kinsman of Isold's, wherefore she had tried, with small success, to 'hate' him.]
_From 'Tristan,' Book 24, lines 15522-15748: The ordeal of G.o.d._[3]
Der Konig sprach: "Frau Konigin, Ich la.s.s' es dabei gern beruhn.
Wollt Ihr uns so Genuge tun, Wie's Eure Rede zugestand, 15525 So gebt uns sich'res Unterpfand: Kommt her, gelobt mit Wort und Eid Zum Gottesurteil Euch bereit Mit dem gluhenden Eisen, Wie wir's Euch werden weisen." 15530 Die Herrin weigerte sich nicht; Sie schwur, die Probe vor Gericht Zu leisten nach sechs Wochen, Wie's ihr ward zugesprochen, In der Stadt zu Karliun. 15535 Der Herr entliess die Fursten nun; Sie kehrten heimwarts insgemein.
Isolde aber blieb allein Mit angsten und mit Leide, Und es bedruckten beide 15540 Ihr Herz mit gleicher Schwere: Angst um ihre Ehre Und heimlich Leid, nicht minder schwer, Da.s.s ihre Luge sie nunmehr Zur Wahrheit sollte bringen, 15545 In diesem heissen Ringen Wusste sie nicht aus noch ein, Und darum beides, Angst und Pein, Vertraute sie dem gnad'gen Christ, Der hilfreich in den Noten ist; 15550 Der mochte sie entlasten.
Ihm mit Gebet und Fasten Befahl sie all die Angst und Not, Und eine List erfand Isot: Im stillen Herzen hoffte sie 15555 Getrost auf Gottes Courtoisie Und schrieb an Tristan einen Brief, Der ihn nach Karliun berief, Wie er's auch moglich mache, Da.s.s, wenn der Tag erwache, 15560 An dem das Schiff dort lande, Er fruhe sei am Strande Und da im Hafen ihrer warte.
Nun, so geschah's: er kam und harrte Im Pilgermantel arm und schlicht; 15565 Er hatte sich das Angesicht uberschminkt und aufgeschwellt Und Leib und Kleidung ganz entstellt.
Als dann Isot und Marke Anhielten mit der Barke, 15570 Ersah ihn gleich die Herrin dort, Und sie erkannt' ihn auch sofort.
Und als das Schiff zu Strande stiess, Isot den Waller bitten liess, Wenn er nicht furchte zu erlahmen, 15575 So mocht' er doch in Gottes Namen Sie tragen von des Schiffes Rand Hinuber auf das trockne Land; Sie wollte sich in diesen Tagen Von keinem Ritter la.s.sen tragen. 15580 Da riefen sie den Pilger an: "He, kommet naher, guter Mann, Und tragt die Herrin ans Gestad!"
Der Pilger tat, wie man ihn bat: Er ging zu seiner Herrin hin 15585 Und trug Isot, die Konigin, Auf seinen Armen nach dem Port.
Sie raunt ihm zu mit raschem Wort, Da.s.s, was ihm auch draus wurde, Er unter seiner Burde 15590 Mit ihr am nahen Ziele Zur Erde niederfiele.
So tat er: kaum da.s.s am Gestad Der Waller aus dem Wa.s.ser trat Aufs trockne Land, so strauchelt' er 15595 Und fiel, als war's von ungefahr, Und bracht' im Fallen es dahin, Da.s.s er der schonen Konigin Im Arme lag an ihrer Seite.
Da ward ein Aufruhr im Geleite: 15600 Sie kamen gleich in Haufen Mit Stecken hergelaufen, Um ihm mit blauen Malen Den Tragerlohn zu zahlen.
"Nein, nein, la.s.st ab!" so rief Isot, 15605 "Denn es geschah ihm nur aus Not.
Der Pilger ist so matt und krank, Da.s.s er vor Schwache niedersank."
Dafur erscholl ihr in der Runde Ehr' und Dank aus jedem Munde. 15610 Sie lobten's im Gemute, Da.s.s sie mit solcher Gute Verteidigte den armen Wicht.
Sie sprach mit lachelndem Gesicht: "Welch Wunder ware nun daran, 15615 Wenn dieser fremde Pilgersmann Mit mir zur Kurzweil wollte scherzen?"
So gewann sie alle Herzen, Da sie so milde sich erwiesen, Und Frau Isolde ward gepriesen 15620 Und hochgeruhmt von manchem Mann.
Doch Marke sah das alles an Und horte schweigend jedes Wort.
Sie aber fuhr zu scherzen fort: "Nun weiss ich nicht, was draus entsteht, 15625 Da.s.s ich doch, wie ihr selber seht, Von heut an nicht mehr schworen kann, Da.s.s ausser Marke nie ein Mann Mir in den Arm gekommen, Noch einer je genommen 15630 Sein Lager mir zur Seiten."
So scherzten sie im Reiten, Und war der arme Waller Fortan im Munde aller, Bis sie zum Stadttor zogen ein. 15635 Da waren Pfaffen viel und Lai'n, Barone, Ritterschaft in Menge, Gemeinen Volks ein gross Gedrange, Bischofe und Pralaten auch, Die hielten da nach heil'gem Brauch 15640 Das Amt und weihten das Gericht.
Gewartig ihrer strengen Pflicht Harrten schon die Weisen; Im Feuer lag das Eisen.
Die gute Konigin Isold, 15645 Die hatt' ihr Silber und ihr Gold Und was vom Schmuck ihr war zuhanden, Samt ihren Rossen und Gewanden Dahingeschenkt um Gottes Huld, Da.s.s Gott an ihre wahre Schuld 15650 Zur Stunde nicht gedachte Und, sie zu Ehren brachte.
So war zum Munster sie gekommen Und hatte Messe da vernommen Mit inniglichem Mute. 15655 Andachtig sah die Gute Zu Gott auf, dem sie sich vertraut.
Sie hatte auf der blossen Haut Ein rauhes harnes Hemd und dann Ein wollnes Rocklein druber an, 15660 Das ihr, wenn's an ihr niederhing, Nicht auf die zarten Knochel ging.
Die armel waren aufgezogen Bis nahe an den Ellenbogen, Arm' und Fusse waren bloss. 15665 Da ruhrt ihr Anblick und ihr Los Manch Herz und Auge mit Erbarmen; Wie durftig war das Kleid der Armen, Wie bleich, wie trube sah sie drein!
Hiemit kam auch der Heiligenschrein, 15670 Darauf den Schwur, sie sollte tun, Und man gebot Isolden nun, Ihre Schuld an diesen Sunden Vor Gott und vor der Welt zu kunden.
Sie hatte Ehr' und Leben 15675 An Gottes Huld ergeben Und bot ihr Herz und ihre Hand Furchtsam, wie es um sie stand, Dem Schreine und dem Eide.