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An anthology of German literature Part 15

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Einen Falken sah sie fliegen: "Wie glucklich, Falke, du doch bist!

Du fliegst, wohin dir's lieb ist.

Du erwahlest in dem Walde Einen Baum dir nach Gefallen.

Also hab' auch ich getan: Ich selbst erwahlte mir den Mann, Der wohlgefiel den Augen; Das neiden andre Frauen.

Ach, liessen sie mir doch mein Lieb, Da mich zu ihren Trauten nie Verlangen trieb!"

+9+

+Dietmar von Eist: Tagelied.+

"Schlafst du, holder Liebling du?

Man weckt uns, ach, nach kurzer Ruh': Schon hort' ich, wie mit schonem Sang Ein Voglein auf der Linde Zweig sich schw.a.n.g."

"Von Schlafes Hulle sanft bedeckt, Werd' ich durch dein 'Wach auf!' geschreckt: So folgt auf Liebes stets das Leid; Doch, was du auch befiehlst, ich bin bereit."

Aus ihrem aug' die Trane rann: "Du gehst, verla.s.sen bin ich dann.

Wann kehrst du wieder her zu mir?

Ach, meine Freude fuhrst du fort mit dir."

+10+

+Heinrich von Veldeke: Vogelsang.+

So in den Aprillen Die Blumen entspringen, Sich lauben die Linden Und grunen die Buchen, So mogen nach Willen Die Vogelein singen.

Denn Minne sie finden, Allda sie sie suchen, Bei ihrem Genoss. Ihr Frohsinn ist gross; Des nie mich verdross.

Denn sie schwiegen all den Winter stille.

Da sie an dem Reise Die Blumen sahn prangen Und Blatter entspringen, Da horte man schone Oft wechselnde Weise, Wie vordem sie sangen.

Sie hoben ihr Singen Mit lautem Getone Niedrig und hoch. Mein Sinn steht also: Bin heiter und froh.

Recht ist's, da.s.s ich laut mein Gluck preise.

+11+

+Reinmar der Alte: Glucksverkundigung.+

Froh bin ich der Mare, Die ich hab' vernommen, Da.s.s des Winters Schwere Will zu Ende kommen.

Kaum erwart' ich noch die Zeit, Denn ich hatte nichts als Leid, Seit die Welt rings war verschneit.

Ha.s.sen wird mich keiner, Wenn ich frohlich bin; Weiss Gott! tat' es einer, War's verkehrter Sinn.

Niemand ich ja schaden kann.

Wenn _sie_ Gutes mir tut an, Was geht's einen andern an?

Sollt' ich meine Liebe Bergen und verhehln, Musst' ich ja zum Diebe Werden und gar stehln.

Nein, das kommt mir nicht zu Sinn, Weil ich gar zu frohlich bin, Geh' ich hier, geh' dort ich hin.

Spielt sie mit dem Balle, In der Magdlein Chor: Da.s.s sie nur nicht falle, Da sei Gott davor!

Madchen, la.s.st eu'r Drangen sein!

Stosset ihr mein Magdelein, Halb dann ist der Schade mein.

+12+

+Friedrich von Hausen: Zwiespalt.+

Es will mein Herze und mein Leib sich scheiden; So lange waren innig sie gesellt!

Mein Leib will einzig kampfen mit den Heiden, Doch hat mein Herz ein andres sich erwahlt Vor aller Welt. Wie qualt es mich so sehr, Da.s.s Herz und Leib sich nicht mehr folgen beide!

Viel taten meine Augen mir zu Leide.

Entscheiden kann den Streit allein der Herr.

Von solchen Noten glaubt' ich mich errettet, Da ich das Kreuz annahm zur Ehr' des Herrn, Mein Herze enger nur mit mir verkettet; Doch bleibt bestandig es in weiter Fern.

Welch reiches Leben sollte mir erstehn, Liess fahren nur mein Herz sein toricht Streben.

Doch fragt es, merk' ich, nichts nach meinem Leben, Und wie es mir am Ende soll ergehn.

Doch, da ich, Herz, es nimmermehr kann wenden, Da.s.s du mich traurig la.s.st und einsam hier, So bitt' ich Gott, da.s.s er dich wolle senden, Dahin, wo man sich freundlich neiget dir.

O weh! Wie wird sich enden doch dein Wahn!

Wie durftest du entfliehen meinen Handen?

Wer soll dir deinen k.u.mmer helfen enden So treulich, wie ich sonst es hab' getan?

+13+

+Spervogel: Weibes Tugend.+

Ob auch ein reines Weib nicht reiche Kleidung tragt, Doch kleidet ihre Tugend sie, wer's recht erwagt, Da.s.s sie so schon geblumet geht, So wie die lichte Sonne steht An einem Tag mit vollem Glanz, Erstrahlend h.e.l.l und reine.-- So viel die Falsche sich mit Kleidern schmuckt, Ihre Ehre bleibt doch kleine.

+14+

+Spervogel: Priamel.+[1]

Wer einen Freund will suchen, Wo er niemand traut, Und spurt des Wildes Fahrte, Wenn der Schnee schon taut, Kauft ungesehn der Ware viel, Und halt noch aufgegebenes Spiel, Und dient nur bei geringem Mann, Wo ohne Lohn er bleibet: Den wird es einmal noch gereun, Wenn er's zu lange treibet. 10

[Notes: 1: From Latin _praeambulum_; a gleeman's 'prelude.']

+XXI. WALTER VON DER VOGELWEIDE+

The greatest of medieval lyrists. He was an Austrian, of knightly rank but poor, and was born about 1170. He led a wandering life, visiting many courts, taking a deep interest in public affairs and distinguis.h.i.+ng himself by his matchless songs and _Spruche_. In 1215 Emperor Friedrich II gave him a small estate near Wurzburg. He died about 1230.

There are many translations of Walter, the best being by Simrock (1832), Panier (1878), Kleber (1894), and Eigenbrodt (1898). The translations below are from the sumptuous work of J. Nickol, Dusseldorf, 1904, which is itself eclectic and aims to give, for each poem, the best translation that could be found. No. 1 is by Pfaff, No. 2 by Simrock, 3 by Eigenbrodt, 4, 5, 6, 10 by Nickol, 7, 9, 11 by Panier, 8, 12 by Kleber.

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